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MONODIALOGUES
2006
MATERIALS:
wood, paintings, video
size variable
EXHIBITION:
Gallery 5020, Salzburg, A
Es war einmal eine Zeit, da dachte man bei langen Bärten nicht an Islamisten, sondern an russische Dichter wie Dostojewski. als dieser stilisiert sich der 1983 geborene Daniel Domig in einer den Galerieton imitierenden Fotografie, die an Wassili Perows bekanntes Dostojewski-Bildnis erinnert.
Diese augenzwinkernde Arbeit bildet das Entree zu Domigs Ausstellungsraum, in dessen Mitte er einen "Monodialogue" inszeniert: Im abstand von zwei Metern, verbunden durch eine Holzkonstruktion, stehen sich zwei Leinwände gegenüber, auf denen lebensgroß derselbe smart gekleidete Mann abgebildet ist. auf Höhe seines Kopfes durchbricht eine Bildschirm- röhre die Leinwand. sich flink bewegende Lippen, die über die gemalten Gesichter geblendet sind, bilden das einzige Bewegungsmoment der Installation und lenken den Blick auf das Wesentliche, die stimme der Männer. Diese werfen sich einen Dostojewski-Monolog an den Kopf. Ein Mono-Dialog? In dem raumgreifenden Versuchsaufbau wird das griechische "-dia" wird wörtlich interpretiert als Gegen-rede.
29/8/06 Kristina Werndl
Eines der zentralen Motive seiner Bilder Welten ist der Mensch. Der Mensch als Künstler, als Schauspieler, oder einfach nur der Mensch als Autor und kommunizierendes Wesen, das sich und seine Umwelt in einem dauernd sich verändernden kreativen Prozess definiert. Heideggers Definitionen des "Ortes" und des "Bauen und Wohnens" hallen in seinen Bildern nach und man fühlt sich auch an Jean Luc Nancys Aufsatz "singulär – Plural sein", in dem er über die hypothetische Bedeutungslosigkeit des Menschen in einem kommunikationslosen Raum und der daraus resultierenden real existierenden Kommunikationsnotwendigkeit, erinnert.
In der Galerie 5020 stellt Daniel Domig die Installation "Monodialogues" aus. Die Betrachter finden sich in einer theaterähnlichen Situation wieder. Zwei Bilder stehen sich mit ihrer Bildfläche im raum gegenüber, sie sind die akteure dieses Schauspiels. Gehalten werden sie durch eine Holzkonstruktion, die mit Schraubzwingen befestigt wurde und somit dem Ganzen den Charakter des Unfertigen bzw. Ephemeren verleiht. Weiters sind den Bildern in Augenhöhe zwei Bildschirme vorgesetzt worden. auf den zwei Leinwänden sehen wir jeweils einen Mann, teilweise durch mehrmaliges Übermalen und wieder Löschens verändert. Der eine befindet sich in einem sich nach oben öffnendem Kreis, Kugel, (Welt?), der andere in einer angedeuteten sich auflösten und auflösenden Landschaft. Auf den Bildschirmen sehen wir die Köpfe der sich gegenüberstehenden Männer, wobei ihr Mund durch den des Künstlers ersetzt wurde. Dieser Mund bewegt sich und spricht. Wir hören zunächst einen Dialog. als Vorlage für diesen Dialog verwendete er einen Monolog Dostojewskijs aus dem Buch "Aufzeichnungen aus einem Kellerloch". Dieser Monolog wurde aufgespaltet und angeblich von zwei sprechern, die in Wirklichkeit der Künstler sind, vorgetragen. auf dieser Weise entsteht eine absurde Szene, die Teilweise an Becketts Theaterstücke erinnert. Verstärkt wird das Moment des absurden dieser Situation durch die leichte zeitliche Verschiebung der Einsätze der einzelnen Videospuren, wodurch nach mehrmaligen Wiederholen des Dialoges sich die spuren anfangen zu überlagern und somit einen Verweis auf den Ursprungszustand des Textes als Singuläres erinnern. Diese Szene spricht für sich und ist nie dem Betrachter als Ganzes durch ihre Konstruktion ersichtlich. Der sehnsüchtige Wunsch nach einer echten Interaktion und nach einem echten Dialog mit dem Betrachter findet sich in dieser Installation wieder und wird ad absurdum geführt. .
Weiters stellt Daniel Domig auf einem Foto ein bekanntes Portrait Dostojewskijs nach, eine Persiflage auf den Autor selbst, stellvertretend für alle AutorInnen. Letztlich befindet sich noch ein Bild, eine arte Diagramm der vorgefundenen Szene in einem Zustand der auflösung.
Karol Winiarczyk Illoldi D.L. |